ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Asphalt, Beton & Stein | Autobahnen & Fernstraßen

Auswirkung des Autobahnbaus auf den Ganzmeilenobelisken bei Postlin

In MJ 61/Seite 46 wurde über den bevorstehenden Autobahnneubau der A 14 im Bereich zwischen Karstädt und der Landesgrenze Brandenburg/Mecklenburg-Vorpommern berichtet. In Vorbereitung der Baumaßnahmen wurde unsere Forschungsgruppe Meilensteine e.V. durch den Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg, Regionalbereich Betriebsdienst West, in die Diskussion zur Frage des künftigen Standortes und zur Restaurierung des preußischen Ganzmeilenobelisken Postlin einbezogen. Da in unmittelbarer Nähe des Standortes des Meilensteines die neue Autobahntrasse die alte Führung der B 5 kreuzt, wurde die B 5 verlegt und die alte Trasse der B 5 aufgegeben. Ein Teil der alten Fahrbahn, der dem Meilenstein abgewandte südliche Teil der Fahrbahn, sollte als Radweg erhalten bleiben und der Rest der Fahrbahn samt des Erddammes zurückgebaut werden.

Bild 1

Abb. 1: Der unserem Verein zur Bewertung in Bezug auf den Meilenstein bei Postlin übergebene Kartenausschnitt, welcher die geplanten Bau- und Rückbaumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Neubau der A 14 nordwestlich von Karstädt zeigt. Oben der Verlauf der neuen B 5, in der Mitte die A 14 und unten mit den Eintragungen der Umsetzungsvarianten die ehemalige Führung der B 5 (Karte: Ingenieurgemeinschaft Setzpfandt GmbH & Co. KG). Erläuterungen dazu auf der folgenden Seite.

Daraus ergab sich, dass entweder der Meilenstein versetzt oder die Planung hinsichtlich des Erdkörpers verändert werden musste. Verschiedene Varianten wurden diskutiert, u.a. auch eine Versetzung um etwa 200 m in Richtung Osten an den neu dort erbauten Kreisverkehr im Verlauf der alten Trasse der B 5. Durch das mit der Planung beauftragte Ingenieurbüro (Ingenieurgemeinschaft Setzpfandt GmbH & Co. KG) wurden dann zwei Varianten vorgeschlagen (siehe Abb. 1):

"„… in Auswertung des bisher geführten Schriftverkehrs durch die BOL/BÜ [Bauoberleitung/Bauüberwachung] und nach Abwägung der möglichen Ersatzstandorte mit dem AG [Auftraggeber] ergeben sich mittlerweile zwei Varianten zur Neuaufstellung des Meilensteines:

  1. (Vorzugsvariante)
    - Versetzen des Meilensteines um ca. 15 m an den Radweg im Bereich des Teilrückbaues der B 5
  2. - Belassen am alten Standort und Verlegung der Abtragsböschung der komplett rückzubauenden B 5 um ca. 10 m in Richtung Löcknitz
…“

Für beide Varianten wurde die denkmalrechtliche Erlaubnis vom zuständigen Landkreis Prignitz (siehe Abb. 3 und 4) erteilt. Zur Erklärung der Varianten:

Die ursprüngliche Planung sah vor, dass im Bereich der Querung des Baches Löcknitz nicht nur die Fahrbahn der alten Chaussee Berlin – Hamburg (und zuletzt Bundesstraße 5) zurückgebaut wird, sondern auch auf größerer Länge der komplette alte Dammkörper abgetragen wird. Der Abtrag des Dammkörpers sollte in Richtung Osten bis an die Stelle erfolgen, wo der den südlichen Teil der alten Straßenfahrbahn nutzende Radweg nach Süden abbiegt, um unter der neuen Autobahnbrücke hindurchzuführen. Weiter in Richtung Osten sollte der alte Dammkörper bestehen bleiben und nur die Straßenfahrbahn zurückgebaut werden. Ausgerechnet an der Stelle, wo der Meilenstein steht, sollte nach der ursprünglichen Planung der Beginn des Dammkörperabtrages sein. In der Abbildung 1 ist dieser Punkt, der aktuelle Standort des Meilensteines, durch den größeren Kreis gekennzeichnet. Dort sollte bereits ein Teil des Dammkörpers verschwinden und eine neue Böschung entstehen. Deshalb wurden zwei Varianten diskutiert, von denen dann doch Variante „b“ zur Ausführung kam. Variante „a“ hätte eine Versetzung des Meilensteines um 15 m in Richtung Karstädt bedeutet und gleichzeitig eine Versetzung direkt an den Radweg heran zur Folge gehabt (ebenfalls durch einen (kleineren) Kreis in der Abbildung 1 gekennzeichnet). Variante „b“ bedeutete, den bestehenden Dammkörper nicht ganz so weit in Richtung Osten abzutragen, so dass der Meilenstein unverändert stehen bleiben konnte.

Bild 2
 
Abb. 2: Aktuelle Situation am Meilenstein Postlin. Der Blick erfolgt aus Richtung Karstädt westwärts entlang der alten Chausseeführung. Links ist der als Fahrradweg bestehen gebliebene südliche Teil der alten Straßenfahrbahn zu sehen. Bis zum Meilenstein ist die alte Fahrbahn bereits abgetragen. In Blickrichtung ist die neue Autobahnbrücke über die Löcknitz zu sehen. Dort ist der alte Dammkörper der alten B 5 abgetragen. Der Pfeil zeigt die Stelle, wo der Radweg unter die Autobahnbrücke abbiegt und bis zu der der alte Dammkörper nun abgetragen wurde. Vom Radweg zum Meilenstein führt eine neu angelegte Splittschüttung, damit man im Endzustand zu Fuß an den Meilenstein herantreten kann (Foto: Grell/Bernau, 28.02.2016)..

Bild 3

Abb. 3: Denkmalrechtliche Erlaubnis für die Veränderung des Denkmals Meilenstein Postlin (Seite 1).

Bild 4

Bild5

Abb. 4: Denkmalrechtliche Erlaubnis für die Veränderung des Denkmals Meilenstein Postlin (Seite 2).
 
 
 
Abb. 5: Verlauf der B 5 zwischen Perleberg und Ludwigslust. Die Pfeilspitze zeigt den Standort des Ganzmeilensteines Postlin. An dieser Stelle quert die neue Autobahn A 14 die B 5 und führt ab hier parallel direkt nordöstlich der B 5 bis kurz vor Groß Warnow. Südlich von Karstädt beginnt die Ortsumgehung (die neue B 5). Sie mündet westlich von Karstädt und westlich der Autobahnquerung in die alte Trasse der B 5.

© Gast-Autor: Olaf Grell, Bernau
Für diesen Beitrag hat uns die Forschungsgruppe Meilensteine e.V., Berlin, freundlicherweise das Recht zur Zweitveröffentlichung eingeräumt.

Nadel    Forschungsgruppe Meilensteine e.V.


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