ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Asphalt, Beton & Stein | Bau, Betrieb & Verkehr

Straßenwesen im Wandel der Zeit

Die Straße der Zukunft - Konzepte und Potentiale der Straßenbautechnologie der Zukunft

Es klingt wie eine Binsenweisheit: Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur aus Straßen, Schienen, Flughäfen, Schifffahrtswegen und ‚Datenautobahnen’ ist Grundvoraussetzung für eine bedarfsgerechte Mobilität von Personen, Gütern und Dienstleistungen. Im Hinblick auf die hohe Motorisierung im Inland und die Bedeutung Deutschlands als wichtigstes europäisches Transitland spielen insbesondere Verfügbarkeit und Kapazität des deutschen Fernstraßennetzes eine zentrale wirtschaftliche und gesellschaftliche Rolle. Gut ausgebaute und instandgehaltene Straßen stellen einen wertvollen Standortfaktor für die Zukunft der wirtschaftlichen Entwicklung, also für Beschäftigung und Wohlstand unserer Gesellschaft dar.

Im hoch arbeitsteiligen Europa nimmt seit rund 20 Jahren der Schwerlastverkehr auf den Straßen exponentiell zu. Für den Zeitraum von 2000 bis 2015 wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) eine Steigerung des Straßengüterverkehrs von über 80 % prognostiziert. Die aktuellen Zahlen bestätigen diese Prognose.

Jedoch sind mit dieser Entwicklung auch negative Auswirkungen verbunden. Die Belastungen der Umwelt und vor allem der Bevölkerung durch Abgase und Verkehrslärm werden signifikant steigen. Straßenverkehrslärm ist nicht nur lästig, sondern auch gesundheitsschädlich. Knapp 16 % der Bevölkerung sind tagtäglich gesundheitsgefährdenden Lärmbelastungen durch den Straßenverkehr ausgesetzt. Rund 60 % der bundesdeutschen Bevölkerung fühlen sich durch Verkehrslärm sozial und physisch beeinträchtigt.

Insofern ist die Lärmreduzierung von Straßendecken bei gleichzeitig optimierten Gebrauchseigenschaften (ausgeprägte Griffigkeit, Helligkeit, Drainagewirkung sowie eine hohe Dauerhaftigkeit) dringlich.

An diesem Ziel arbeiten Lehrstuhl und Institut für Straßenwesen der RWTH Aachen (Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Markus Oeser). Ziel des dort begonnenen Projekts „Leise innovative Deckschicht auf Kunststoffbasis“ ist die Entwicklung eines vollkommen neuartigen, lärmmindernden Straßenbelags unter Verwendung innovativer Baustoffe und Verfahren. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Institut für Technische Akustik der RWTH Aachen (Prof. Dr. rer. Nat. Michael Vorländer), dem Institut für Angewandte Mechanik der RWTH Aachen (Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Stefanie Reese) und dem Institut für Textiltechnik der RWTH Aachen (Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Thomas Gries) sowie der Limburger Lackfabrik GmbH (Diez) und in beratender Tätigkeit Herrn Prof. Uwe Beginn (Universität Osnabrück) wird erstmals eine völlig neue Herangehensweise an das geschilderte Problem möglich.

Statt wie bisher mit herkömmlichen natürlichen Materialien (Bitumen und Gestein) neben optimalen Gebrauchseigenschaften eine gleichzeitig möglichst weitreichende Lärmminderung anzustreben, soll im Rahmen dieses Projektes – losgelöst vom Material – eine besonders gut lärmreduzierende Oberflächenstruktur der Straßendeckschicht gefunden werden. Um eine solche Straßenoberfläche standardisiert in gleichbleibend hoher Qualität erzeugen zu können, ist die Abkehr von der bisher üblichen Herstellung der Straßendeckschicht (standardisierte Regelbauweise und Einbau auf der Baustelle unter nicht standardisierten Bedingungen) erforderlich. Vielmehr soll der neue Fahrbahnbelag industriell vorgefertigt, auf der Baustelle verlegt und mit dem Unterbau verklebt werden.

Ausgangstext: André Kräckmann (Nadel (siehe http://pave-news.de))

Redaktionelle Bearbeitung: Reiner Ruppmann, September 2015

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