ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Geschichte & Verwaltung | Historie & Gegenwart

Berliner Bären auf Autobahnen um Berlin

Wohl kein Kraftfahrer, der sich auf der Autobahn dem Berliner Ring nähert, übersieht kurz vor dem Erreichen der BAB A10 die sog. Bärenbrücken. Wenngleich die ursprünglichen "Torbauwerke" wegen der Erweiterung der Autobahnen von zwei Fahrspuren je Richtungsfahrbahn auf nunmehr drei der Abrissbirne zum Opfer fielen, wurden dankenswerter Weise die Bärenreliefs geborgen und als separate Skulpturen am rechten Rand der Autobahnen aufgestellt. Weniger bekannt dagegen ist die Skulptur des Berliner Bären, die, auf eigenem Sockel im Mittelstreifenbereich der BAB A115, kurz vor dem Kreuz Berlin-Zehlendorf ihren angestammten Platz hat.

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Das Original: Der Berliner Bär von Renée Sintenis im Mittelstreifen der BAB A115,
kurz vor dem Kreuz Zehlendorf
Bildquelle: Ansichtskarte o.N., ca 1980, Sammlung H. Schneider

Die oben abgebildete Skulptur wurde von der Bildhauer- und Grafikerin Renée Sintenis (* 20. März 1888 in Glatz (Schlesien); † 22. April 1965 in Berlin; gebürtige Renate Alice Sintenis) im Jahre 1932 [1] geschaffen und in der Gieserei Noack gegossen [2]. Eine lebensgroße Fassung (Höhe 160 cm ) des heutigen Berlinale-Bären wurde 1958 anlässlich des 70. Geburtstages von Renée Sintenis auf dem Mittelstreifen der Autobahn A 115 nahe dem ehemaligen Grenzübergang Dreilinden aufgestellt, um die ankommenden Gäste willkommen zu heißen. Die feierliche Enthüllung nahm der Senator für Bau und Wohnungswesen beim Senat von Berlin-West in Anwesenheit der Künstlerin sowie zahlreicher Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vor. Gleiche Skulpturen stehen in Düsseldorf (eingeweiht von Willy Brandt) und auf der Autobahn A 9 bei München-Fröttmaning.

Die Vorlage zu diesen Autobahn-Skulpturen schuf Renée Sintenis 1956 für die Internationalen Filmfestspiele ‚Berlinale’. Seit 1960 wird diese Figur als Auszeichnung in Gold und Silber an Filmschaffende verliehen. In den Jahren 1953 bis 1959 diente eine Vorläuferversion als Siegestrophäe für die Berlinale, nämlich ein junger Bär, den die Künstlerin bereits 1932 geformt hatte. Er war weniger markant und deshalb offenbar als grafisches Wiedererkennungs-Merkmal für die Filmfestspiele nicht geeignet. Dennoch nutzte die Stadt Berlin die ältere Statue weiterhin als offizielles Geschenk, so z. B. 1963, als John F. Kennedy bei seinem legendären Besuch im Jahr 1963 den Bären von Willy Brandt überreicht bekam. [3]

Zehle

Auch die von Süden über die BAB A113 in das Berliner Stadtgebiet kommenden Autofahrer werden von einer Kopie des Zehlendorfer Bären begrüßt.

Die Aufstellung durch den Senat von Berlin im Jahre 2008 ist wesentlich der Initiative des Vereins Berliner Bärenfreunde e.V. zu verdanken. Zu Ehren der Leistungen seines Projektleiters trägt dieser Bär auch scherzhaft den Namen "Roland".

 

Symbol für das Erreichen des Berliner Stadtgebietes
Der Berliner Bär auf der BAB A113 an der Landesgrenze Berlin/Brandenburg
Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin

Die Gestaltung dieser Seite wurde wesentlich unterstützt durch den Verein Berliner Bärenfreunde e.V., für dessen Überlassung von Daten- und Bildmaterial sich das AfASG freundlich bedankt.

 

Anmerkungen

[1] Angabe der Website "Friedhofskultur - Die Website für das gesamte Friedhofswesen", Seite http://friedhofskultur.de/aktuell/alle-news/news-details/beitrag/27363-kleiner-berliner-baer-renee-sintenis.html
[2] Lt. Mielke, H.-J.: Das Tier in der Bildhauerei. In: Berliner Naturschutzblätter 43/3/4), 23-24 und Naturschutzblätter 1. Jg. Heft 3, 13-15, Berlin
[3] Siehe Flyer zur Ausstellung Renée Sintenis von 24.11.13 – 23.03.14 im Georg Kolbe Museum Berlin

 

H.-W, Schmidt, Berlin, H. Schneider, Naumburg (Saale) und Dr. R. Ruppmann, Bad Homburg 1/2014



Ergänzung dieser Seite im November 2022

Ein neuer Berliner Bär für die A114

Die Erinnerung ist noch frisch, es gab zwischen dem Bezirk Pankow und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Unstimmigkeiten um ein wichtiges Symbol der Stadt: den Berliner Bären, der auf den Mittelstreifen der Bundesautobahnen an der Berliner Landesgrenze die fahrenden Besucher begrüßt. Das war im Frühjahr 2011.

Die Bezirksverordnetenversammlung Pankow sollte sich dafür einzusetzen, dass der Zubringer nach Berlin-Pankow einen Berliner Bären von Renée Sintenis erhält. Genau wie 1958 anlässlich des 70. Geburtstages von Renée Sintenis als der Berliner Bär auf dem Mittelstreifen der Autobahn A115 nahe dem ehemaligen Grenzübergang Dreilinden aufgestellt wurde. Der Bär von Günter Anlauf wurde 1983 an der A111 aufgestellt, weil Berlin nach dem Tod von Renée Sintenis noch nicht die Rechte an dem Bären hatte. 2004 kam der Berliner Bär an der A113 in Altglinicke, auf dem Mittelstreifen errichtet, dazu. Sie alle sollen die ankommenden Gäste willkommen heißen.

Der Berliner Bär ist ein starkes Symbol für Berlin und hat die entsprechende Außenwirkung. Es wurde ein Kunstwettbewerb angeregt, das war 2014. Die Kunsthochschule Weißenssee wurde mit einbezogen. Eine neue Pankower Variante sollte entstehen. Erst nach einer Anfrage bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (SenStadtUm) zu weiteren Fragen, klärte sich die Situation auf. Das war am 9. Oktober 2014, da stand fest, dass der „Pankower“ Bär generell abgelehnt wird. Der „Pankower“ Bär war aber schon fertig und etwas trotzig wurde gesagt, dann stellen wir ihn in unserem Bezirk auf.

Aber seit Ende September 2022 wissen alle, es gibt einen neuen Renée Sintenis Bären auf dem Mittelstreifen der A114, wenn die Bauarbeiten beendet sind. Die Autobahn GmbH beauftragte die Bildgießerei Noack den Berliner Bär herzustellen. Noack ist eine der ersten Adresse, wird doch auch der Berlinale Bär hier gegossen. Der Betrieb feiert in diesem Monat sein 125. Jubiläum, zu dem ein Buch erscheint.

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© Die Autobahn GmbH des Bundes, Nl. Nordost
Der neue Berliner Bär ist 1,60 groß, wiegt 250 Kilogramm, dabei ist die Skulptur hohl, die Wände sind nur fünf Millimeter dick. Für den Bären wurden insgesamt 8 Wochen mit 250 Arbeitsstunden benötigt. Das Sandgussverfahren, welches besonders feine Abformungen ermöglicht, wurde hier genutzt. Der Bär wurde in einzelnen Stücken gegossen und dann zusammengeschweißt und so zum Leben erweckt. Die Buchstaben B E R L I N ebenfalls bei Noack gefertigt, wurden noch rechtzeitig am Sockel angebracht. Über Geld spricht man nicht, so kann niemand sagen, was der Bär gekostet hat. In der Werkstatt bietet sich wahrscheinlich zum ersten und letzten Mal die Gelegenheit dem Bären ans Fell zu fassen und mit den Fingern die Furchen darin nachzufahren. Später wird das nicht mehr möglich sein, schließlich ist das Betreten von Autobahnen aus Sicherheitsgründen verboten.

Aber viele Autofahrer konnten sich beim Vorbeifahren nur wundern, als am 11. Oktober 2022 ein Kran eine große Kiste auf der ein Braunbär zu sehen ist, auf den Sockel mit der Inschrift B E R L I N auf dem Mittelstreifen der A114 absetzte, zwischen dem Autobahndreieck Pankow und der Anschlussstelle Schönerlinder Straße. Hier ist Brandenburg vorbei, es beginnt die Hauptstadt Berlin. Das wird spannend!

Obwohl der Mittelstreifen normalerweise aus Sicherheitsgründen immer frei bleiben muss, werden dabei in Berlin Ausnahmen gemacht. Das hat mit der Unfallvermeidung zu tun, sagt Ralph Brodel, Pressesprecher der Niederlassung Nordost der Autobahn GmbH des Bundes. In Berlin gibt es eine „spezielle Tradition“ mit den Autobahnbären, die werde gepflegt.

Es gibt weitere gute Nachrichten. Die grundsanierte Autobahn A114 wird vorzeitig eröffnet. Eigentlich sollten die Bauarbeiten bis Ende des Jahres dauern.

Seit Anfang 2021 wird an der 8 km langen Strecke gebaut. Dank eines neuen Verfahrens werden zweierlei Sorten Asphalt in voller Breite verlegt. Hochverdichtet und ohne Naht bilden sich keine Spurrillen und der Belag bleibt bis zu 24 Jahren in Schuss. Das sind 12 Jahre länger, als eingeplant. So konnten auch die Baukosten mit von 91 Millionen auf 85 Millionen gesenkt werden.

Dienstag, der 1. November 2022 wird für den Norden von Berlin ein wichtiger Tag. Die A114, die bis jetzt einspurig war, wird eröffnet und der Bär im Dreieck Pankow wird aus seiner Kiste befreit, sozusagen enthüllt und kann endlich Berliner Luft schnuppern.

Der große Tag ist da.
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© Die Autobahn GmbH des Bundes, Nl. Nordost
Viele Fotografen standen bereit um den Augenblick der Enthüllung nicht zu verpassen. Dann wurde die Kiste entfernt und darunter war Fahnenstoff zu sehen, der den Bären vor Blicken schützen sollte. Natürlich war der Stoff zuvor durch ein Spannseil gesichert, welches erst kurz vor der Enthüllung gelöst wurde, damit der Fahrtwind ihn nicht schon vorher wegwehte. So konnte der Stoff ohne Probleme gezogen werden.

Dieser war inzwischen zur Hälfte entfernt und man sah den Berliner Bären in voller Pracht, nur die Tatzen waren noch ein wenig verdeckt. Der Rest des Fahnenstoffs hing bis zum Boden.

Vier Männer schauen staunend den Bären an, aber der stand in seiner vollen Schönheit und hob, wie zum Gruß seine Tatze, als Dank für seine Befreiung aus der Kiste. Der Rest des Stoffs wurde noch entfernt und der Sockel mit den Buchstaben B E R L I N war weithin zu sehen.

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© Die Autobahn GmbH des Bundes, Nl. Nordost
Der 1,60 Meter hohe und 250 Kilogramm schwere Bär steht auf einer Bronzeplatte auf dem Sockel an der Grenze zwischen Brandenburg und Berlin und grüßt ab jetzt Autofahrer, Motoradfahrer und auch LKW-Fahrer, die hier nach Brandenburg die Hauptstadt Berlin, ihr Ziel erreicht haben.

Berlin hat nun gleich drei Renée Sintenis Bären
Sie stehen auf der A115 bei Dreilinden, der A113 in Treptow und an der A114, der vierte ist von Günter Anlauf und befindet sich an der A111 in Reinickendorf.

Wir danken Ralph Brodel, Pressesprecher der Autobahn GmbH des Bundes / Niederlassung Nordost für seine freundliche Unterstützung.

Artikeldatum: 31. Oktober 2022;
Erstveröffentlichung: 5. November 2022,
Website Berliner Bärenfreunde e.V.
https://www.berliner-baerenfreunde.de/web/



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