EinführungMit der annähernd vollständigen Chronologie der Reisen und Aufenthaltsorte Adolf Hitlers (1889-1945) hat der Historiker Harald Sandner den Lebensweg des deutschen Diktators akribisch nachgezeichnet. Dazu verknüpfte er die wesentlichen politischen, persönlichen und militärischen Gründe für die Reisen mit den jeweiligen Tagesereignissen, wodurch ein aufschlussreiches Tableau eines Abschnitts der deutschen Geschichte entstand. Es lag nahe, diese Faktensammlung daraufhin zu untersuchen, wann Hitler welche Strecke der Reichsautobahnen befahren hat. Unser ARCHIV hat die folgende Zusammenstellung mit Erlaubnis des Autors direkt aus der CD extrahiert. Hitlers Nutzung der ReichsautobahnstreckenAm 11. Februar 1933 verkündete Adolf Hitler bei seiner Rede zur Eröffnung der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung in Berlin vage die „Inangriffnahme und Durchführung eines großzügigen Straßenbauplanes“. In den Monaten März bis Juni 1933 wurden dazu unter reger Beteiligung Hitlers alle notwendigen politischen und administrativen Vorbereitungen getroffen. Am 30. Juni 1936 ernannte Hitler den Straßenbauexperten Dr.-Ing. Fritz Todt zum Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen und gab ihm den Auftrag, ein erstes Grundnetz von 6.900 km Autobahnen zu bauen. Anfang Juli begannen die Bauarbeiten am südlichen Mainufer in Frankfurt am Main mit der Errichtung der Reichsautobahn-Überführung über die Straße Schwanheimer Ufer. Hitler war „Auto-Narr“, besaß aber keinen Führerschein. Im Januar 1931 kaufte er privat einen „Großen Mercedes“, womit er sich einen lange gehegten Wunsch erfüllte und für sich persönlich das als gesellschaftliches Defizit empfundene Mobilitätsproblem löste; seitdem reiste er mit Fahrer, wenn er das Auto benutzte. Das ab 1933 allmählich entstehende Netz der Reichsautobahnen befuhr er allerdings nicht allzu häufig. Große Entfernungen legte er aus Bequemlichkeit und wegen der Übernachtungsmöglichkeit zumeist mit der Eisenbahn zurück, obwohl er sie nach seinen Äußerungen wenig schätzte, weil sie „die Lebensvorgänge zugleich mit dem Verkehr fahrplanmäßig bestimmte und regelte“, dem Einzelnen also die individuelle Freiheit nahm, die mit dem Pkw gegeben war. Die folgende Zusammenstellung zeigt, wann und wo Hitler die Reichsautobahn besichtigte, eine Strecke einweihte oder „seine Straße“ benutzte. |
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ErgebnisDie Auswertung der vorliegenden Tabelle ergibt, dass Hitler die RAB München – Bergen/Bad Reichenhall insgesamt 88-mal für Hin- und Rückfahrten zum/vom Berghof auf dem Obersalzberg nutzte, einschließlich der Baustellenbesichtigungen und der Eröffnung von Teilstrecken in Oberbayern im Jahr 1936. Der Berghof fungierte seit 1937 als zweiter Regierungssitz. Dort verbrachte Hitler ungefähr ein Drittel seiner Regierungszeit (rund 4 Jahre). Die übrigen RAB-Strecken spielten bei Hitlers Reisen eine untergeordnete Rolle: je einmal Breslau – Kreibau, Dresden – Meerane und Berlin - Königslutter; zweimal Düsseldorf – Köln; dreimal Nürnberg – Bayreuth; siebenmal München/Schleißheim – Nürnberg. Der Schwerpunkt der Autobahnnutzung lag somit eindeutig in Bayern, weil sich Hitler intensiv um die Gestaltung des Reichsparteitags-Geländes in Nürnberg sowie die Reichsparteitage, ferner um das Haus der Kunst und andere Staatsbauten in München kümmerte. Zudem weilte er immer wieder in seiner Münchner Privatwohnung. Nicht zuletzt besuchte er regelmäßig die Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth und war im Hause Wagner zu Gast war. Nicht vergessen werden dürfen die tagelangen Autofahrten ausschließlich über Landstraßen, die Hitler und sein Tross anlässlich diverser Inspektionsreisen zum Westwall, im französischen und schlesisch-tschechischen Grenzgebiet, nach dem „Anschluss“ in Österreichs, nach der Annexion im Protektorat Böhmen und Mähren sowie nach Kriegsbeginn in den besetzten polnischen Gebieten bis Warschau absolvierte. In diesen Fällen war eine Wagenkolonne von bis zu neun Fahrzeugen unterwegs. Zusammengestellt im Oktober 2023Reiner Ruppmann
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