Archiv für Autobahn- und Straßengeschichte

Geschichte & Verwaltung | Historie & Gegenwart

Ein Überrest der Reichsautobahn Breslau – Beuthen

Die heutige polnische Autobahn A4 verläuft im Abschnitt Breslau (Wrocław) – Klüschau (Kleszczów, Powiat Gliwice) vollständig auf der Trasse der seinerzeit unvollendeten Reichsautobahn Breslau – Gleiwitz, Baustrecke 63. Die von 1997 bis 2005 durchgeführte grundlegende Modernisierung dieses Abschnitts überformte bzw. zerstörte nahezu alle bis dahin noch vorhandenen Spuren der ehemaligen Reichsautobahn und der Vorarbeiten im Abschnitt Brieg (Brzeg) – Bischofstal (Ujest). Östlich der Ortschaft Klüschau wurde die alte Reichsautobahnstrecke unterbrochen und als heutige polnische Autobahn A4 in südöstliche Richtung abgelenkt. Der restliche Teil der ehemaligen Reichsautobahn in Richtung Gleiwitz sowie die Strecke von Gleiwitz über Hindenburg (Zabrze) bis Beuthen (Bytom, Baustrecke 64) blieb hingegen trotz diverser modernisierender Eingriffe in vielen Bereichen unverändert und ist heute die Nationalstraße Nr. 88 (DK 88).

Die heutige Anschlussstelle der DK 88 an die A 4 wurde südlich der alten Trasse gebaut – dank dessen ist ein etwa 250 Meter langer einspuriger Abschnitt der ehemaligen Reichsautobahn erhalten geblieben. Lage und Beschaffenheit sind auf dem folgenden Bild zu erkennen:

Bild1
Lage und Aussehen des letzten Abschnitts der RAB Breslau – Beuthen.
Abbildung Piotr Zembrzuski © Zoom Earth (2022)

 

Dieses Relikt aus der Zeit des Reichsautobahnbaus in Schlesien ist in Form eines Fragments der betonierten südlichen Fahrbahn erhalten geblieben, mit einem freigehaltenen Geländestreifen für die nie gebaute nördliche Fahrbahn. Leider zeigt die ursprüngliche Beton-Fahrbahn bereits überall Spuren der über 60-jährigen Nutzung und des Verfalls: Gras und Unkraut wachsen aus den Dehnungsfugen und die stark abgenutzte und rissige Fahrbahndecke weist zahlreiche Reparaturen mit Asphalt auf. Aus Richtung Gleiwitz kommend, ist das Straßenstück von der DK 88 aus problemlos anzufahren, da es als Teil des örtlichen Zufahrtswegs zu den landwirtschaftlichen Nutzflächen auf der Nordseite der Autobahn A4 dient.

Die polnische Autobahnverwaltung wählte für die Anschlussstelle die aufwändige Trompetenform, um nach dem Bau des Abzweigs eine Mautstelle für beide Richtungsfahrbahnen der A 4 einrichten zu können.
(Information von Frank G. Buchhold, Kaarst)

Köln, im Juli 2022

Text und Bild: Piotr Zembrzuski
Übersetzung aus dem Polnischen und (fach)sprachliche Redaktion: Reiner Ruppmann