ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Geschichte & Verwaltung | Historie & Gegenwart

Der Rotstift regiert - Planänderung in letzter Minute

Folgende Planänderungen im Bereich der Pfungstädter Gemarkung zeigen, dass zwar die Trasse sowie die Straßenüberführungen bei Baubeginn der RAB Frankfurt am Main – Heidelberg/Mannheim festlagen, doch was die Überführungen für Feldwege anbelangte, waren Planänderungen durchaus noch möglich.

Schreiben
Abb.: Amtliche Bekanntmachung der Bürgermeisterei Pfungstadt. Quelle: Pfungstädter Anzeiger vom 12. Februar 1934

Am 9. Febr. 1934 hatte das Kreisamt bekanntgegeben, dass südlich von Hahn die in der Gemarkung Pfungstadt vorgesehenen Überführungen bei km 30,70 und km 32,10 wegfallen würden und dafür nur noch eine Überführung zwischen km 31.50 und km 31,60 errichtet würde. Die neuen Pläne für diesen Streckenabschnitt seien eine Woche lang vom 12. Feb. - 17. Feb. 1934 bei der Bürgermeisterei Pfungstadt einsehbar und Einsprüche könnten dann schriftlich oder zu Protokoll dort erhoben werden.

Diese Einsparung an Überführungen stellte natürlich für die Landwirte, was den Zugang zu ihren Feldern anbelangte, eine bedeutende Verschlechterung dar. Im Archivbestand liegt ein schriftlich formulierter Einspruch der Bürgermeisterei Pfungstadt vom 3. April 1934 dagegen vor, der an die Oberste Bauleitung in Frankfurt/M. gerichtet war:

„Nachdem mit den Vorarbeiten für den Bau der Feldwegüberführung im Teilpunkt km 31.5. + 61 durch die Fa. Züblin begonnen worden ist, sind die hiesigen Landwirte durch den landwirtschaftlichen Fachberater May bei uns vorstellig geworden, dass die vorgesehene Fahrbahnbreite von 4 m zu schmal sei. Dieser Einwand hat allerdings seine Berechtigung, nachdem inzwischen von den zuerst geplanten 3 Überführungen in der Pfungstädter Gemarkung zwischen der Provinzialstraße nach Hahn und dem Gernsheimer Feld 2 in Wegfall kommen. Es bedarf keiner besonderen Begründung, dass sich dadurch der ganze Verkehr auf die oben erwähnte Überführung konzentriert. Da westlich der Autostraße noch erhebliche Flächen Ackerland liegen, die von Pfungstadt aus bewirtschaftet werden, halten auch wir es für erforderlich, dass die Fahrbahnbreite der vorgesehenen Feldwegüberführung auf mindestens 6 m verbreitert wird. Bei 4 m Breite ist mit Bestimmtheit damit zu rechnen, dass später erhebliche Schwierigkeiten auftauchen werden, da sich 2 Fuhrwerke auf der Überführung dann nicht ausweichen können, was umso unangenehmer ist, als auf beiden Seiten eine erhebliche Steigung vorhanden ist. Diesen Mißstand sollte man, da es jetzt noch Zeit ist, unbedingt vermeiden, zumal diese Ueberführung nicht mehr auf einen gewöhnlichen Feldweg, sondern auf den Hauptverkehrsweg der Gemarkung Pfungstadt überhaupt führt. Wir hoffen, dass Sie diesem voll und ganz gerechtfertigten Wunsch der hiesigen Landwirtschaft, die doch andererseits für den bau der Autobahn erhebliche Geländeopfer bringt, noch Rechnung tragen können.
Bürgermeisterei Pfungstadt."

Dieses Schreiben trägt einen handschriftlichen Vermerk:

„Am 9.4.34 nochmals telefonisch angerufen und mit Direktor Pückel gesprochen. Der zuständige Sachbearbeiter wird sich mit uns in Verbindung setzen."

Nichts deutet daraufhin, dass der Einspruch angenommen und die Feldwegüberführung auf 6 m verbreitert wurde.

Übrigens wurde diese Brücke am 2. Mai 2015 abgerissen, ein Neubau wird z. Zt. mit breiterem Durchlass errichtet.

Brückenabriss
Abb. 2: Abriss der im Beitrag genannten Feldwegüberführung. Foto: W. Roth, 5/2015

© Wolfgang Roth, März 2016


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