Das Bedürfnis vieler Menschen, technische Entwicklungen auch im Spiel nachvollziehen zu können, zeigt sich darin, dass gleichzeitig mit deren industrieller Einführung auch regelmäßig ein Markt für entsprechende Spiele bzw. Spielwaren entsteht. Bestes Beispiel dafür sind Modelleisenbahnen, die stets versuchten, mit den Entwicklungen des großen Vorbildes Schritt zu halten. Den Vorteil des Spiel mit einer Modelleisenbahn, dass die Fahrzeuge stets in einer vorgegebenen Fahrspur ihre Bahn ziehen, auch wenn sie durch mechanische oder elektrische Antriebe selbständig in Bewegung gesetzt werden, vermisst man allerdings bei Modellen von Straßenfahrzeugen. Der Zwang zum Fahren in einer vorgegebenen Spur in Rillen widerspricht der Wirklichkeit und eine Fernsteuerung war viele Jahrzehnte nur ein Wunsch der Spielenden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Nachspielen von Situationen des Straßenverkehrs als Widerspiegelung der Realität wenig entwickelt ist und Spiele mit dem Thema Autobahnen und Kraftfahrstraßen rar sind. Sie sind dann auch lediglich Spiele, deren Spielregeln bereits existierten und denen lediglich aus dem Straßenverkehr entlehnte Motive und Objekte zugeordnet wurden. Ein gelungenes Beispiel, wie mit Hilfe moderner Mikroelektronik auch Modelle von Fahrzeugen des Straßenverkehrs auf "richtigen" Straßen und Autobahnen fahren können, zeigten Frau Nitsch und Herr Sauer aus Bad Salzungen auf einem kleinen Straßennetz für frei fahrende Modellautos der Größe H0 (M 1:87) mit digitaler Steuerung anlässlich der Modellbaumesse 2/2015 in Erfurt. Ein grundlegender Unterschied zwischen dem Spielen mit Modelleisenbahnen, -schiffen oder flugtauglichen Objekten gegenüber dem mit Straßenverkehrswegen und ihren Fahrzeugen besteht auch darin, das bei Ersteren regelmäßig versucht wird, das Spiel in einer der Wirklichkeit angenäherten Umgebung ablaufen zu lassen. Beim Spielen mit Modellfahrzeugen des Straßenverkehrs ist dieses nur selten der Fall. Die Spielwarenindustrie zeigte sich hier wenig kreativ. Extrem zeigt sich die Abweichung auch darin, dass es beispielsweise beim Spiel mit einer als "Autobahn" verbrämten Fahrrinne in erster Linie um Raserei mit den Fahrzeugen geht, was sich schon im Namen solcherart Produkte ausdrückt. Im Folgenden wird eine Auswahl an Spielen gezeigt, die charakteristisch für viele ähnliche Entwicklungen stehen: |
Auf der Reichsautobahn Zeitgenössisches Gesellschaftsspiel für 2-8 Personen. Entwickler: Wilhelm Henck, D.R.G.M. Nr. 1312878 ca. 1936 Quelle des Fotos: Internetauktionsplattform ebay, 2006 |
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Ein Text mit Hinweisen zu Wilhelm Henck und zur Entstehung des Spiels findet sich in Autobiographische Studien IV, Kapitel 3 "Von Autos und Hunden", Familien-Website von Herbert Henck (Deinstedt) "Schafft frohe Jugend!"
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Die Reichsautobahnen im Großdeutschen Reich Ein neues Gesellschaftsspiel für jung und alt Entwickler: unbek. Verlegt bei Scholz' künstlerische Spiele ca. 1936 Quelle des Fotos: http://spielzeuxx.com/19,0,gesellschaftsspiele-auto-und-verkehr,index,0.html |
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Nachfolgend wird die Spielanleitung dieses Würfelspiels in Auszügen, jedoch unkommentiert widergegeben:
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Unsere Reichsautobahnen |
Schreibers Stehauf-Bilderbücher "Frohe Fahrt" Kinderbuch, J. F. Schreiber Verlag Esslingen von 1938. Bilder von Mary Leuschner, Verse von Ellen Fechner Fotoquelle: http://www.zvab.com/ |
Reichsautobahn D.R.P Nr. 612802 Grundset mit 2 Wagen, Schienenkreis, Verbindungsklammern. Hersteller: Fa. Tipp & Co., Nürnberg Fotoquelle: www.eichwaelder.de/Altes/altesspiel94.htm |
AUTOBAHN RASER II Mit Vollgas über Original-Strecken Deutschlands heizen! Computerspiel für PC. Entwickler/Hersteller: DAVILEX Games b.v., Niederlande (ca. 1998-2002) Fotoquelle: Internetauktionsplattform ebay, |
Autobahn Quartett Quartett mit 33 Karten. 32 davon sind mit Motiven der Bundesautobahn A71 ("Thüringer Wald Autobahn") bedruckt, die 33. Karte zeigt ein Geschwindigkeitsmessgerät ("Blitzer") und hat die Funktion des "Schwarzen Peters". Abgebildet sind markante Brücken und Tunnel der Strecke vom AK Erfurt (A4) bis zum AD Werntal (A70). Die Abbildungen sind durch Angaben zum Bauwerk wie Länge, Höhe (bei Brücken), Ausbruchmenge (bei Tunneln), Bauzeit und Kosten ergänzt. Hersteller des Quartetts: Suhler Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Redaktion G. Schwinger, M. Zettwitz. Quelle: Sammlung H. Schneider, Siehdichum |
H. Schneider, Siehdichum 2011, unter Mitarbeit von Dr. W. Seele, Mannheim |